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(Mannheimer Morgen 19.7.2012)
Gesundheit: Kleines Buch mit großer Wirkung / Der Ratgeber „Frau Doktor hat einen Vogel“ beflügelt ein Projekt in der Kita St. Alfons im Jungbusch
Mit Pulver und Tee gegen das Wehweh (von Heike Dürr)
Pflaumengeschoss, Friedenstrank und Indianertanz sind für die Vorschüler im Katholischen Kindergarten St. Alfons keine Fremdwörter. Sie wissen: Damit können sie bei Husten, Schnupfen, Bauch- oder Kopfweh ihre Beschwerden lindern und testen, ob es nicht doch besser ist, zum Arzt zu gehen. Seit Anfang des Jahres stellen sie zusammen mit ihrer Erzieherin Carmela Mantelli ihre persönliche Gesundheitskiste zusammen, die sie selbst aus einem Schuhkarton gebastelt haben und nun Stück für Stück mit kleinen Rezept-Tüten füllen dürfen.
Dieses "Gesundmachprojekt" basiert auf dem Buch "Frau Doktor hat einen Vogel" von Sibylle Mottl-Link. Die erfahrene Kinderärztin hat zu den gängigsten Kinderkrankheiten spannende und humorvolle Geschichten erfunden, mit denen sich die kleinen Leser gut identifizieren können. Dazu gibt sie viele Tipps aus ihrem kinderärztlichen Alltag. Begleitet wird sie im Buch von ihrem frechen blauen Vogel Cora, den die Kinder ganz besonders lieben und mit dem sie sich bei ihren Lesungen witzige Wortgefechte liefert.
Nun hat sie die Mannheimer Vorschüler persönlich besucht, die Kinder sind begeistert, die "echte" Dr. Modeling - wie sich Mottl-Link im Buch nennt - zu sehen. Zuerst vergleichen sie das Original mit den Zeichnungen im Buch. Frisur und Brille stimmen. Dann überreichen sie selbst gebastelte kleine Papierfiguren. Auch sie tragen alle den charakteristischen Dutt sowie die auffällige Brille. Selbst dann, wenn sie Mottl-Link als Kind darstellen. Die Kinder glänzen aber auch mit ihrem Wissen über den Bauchzaubertrank gegen Durchfall. Fehlerlos können sie den Merkvers für das Rezept aufsagen. Stolz zeigen sie ihre Gesundmachkiste mit den entsprechenden Tütchen: Teebeutel, Orangensaft, Backpulver, Zucker und Salz. Das sollte erst mal helfen. Aber sie wissen auch: Sobald man hohes Fieber bekommt oder der Stuhl Blut enthält muss man sofort zum Arzt. Bei Bauchschmerzen hilft der Indianertanz-Test: Kann man nicht mehr auf einem Bein hüpfen, muss man dringend zum Arzt. Auch den Tanz können die Kleinen problemlos vorführen. Doch dann wird ihre Neugier zu groß: Ob Mottl-Link ihren Vogel Cora mitgebracht hat? Und tatsächlich: Cora hat sich mit eingeschlichen. "Das ist ja unerhört", so Mottl-Link, die rasch in ihre Rolle aus dem Buch verfällt. Sie versucht, den Vogel im Zaum zu halten, der sofort die Salzstangen der Kinder auffressen will. Diese erinnern sich genau ans Buch. "Es ist unglaublich," so Mantelli, "sie können sich alles merken!"
Wackelpudding-Trick hilft
Mottl-Link ist beeindruckt vom Erfolg ihres Gesundmachprojektes. Sie hat das Begleitmaterial für die Erzieherinnen selbst zusammengestellt. Mantellis Umsetzung findet sie toll. Wenn diese ein neues Kapitel vorliest, hören die Kinder gebannt zu. Auf jede ihrer Fragen bekommen sie eine kompetente Antwort. Was ausprobiert werden muss, wird ausprobiert. Bereits Gelerntes im Gespräch wiederholt. So sind die Vorschüler schon kleine Spezialisten geworden: "Du weißt, dass du den Namen des Kindes nicht vorlesen darfst!", versichert sich Anthony bei Mantelli. Denn die ärztliche Schweigepflicht ist ihm wichtig. Auch die Notwendigkeit von Blutabnahmen und Spritzen hat ihnen Doktor Modeling im Buch erklärt. Die Kinder sind mit Spaß dabei, die Eltern einbezogen. "So sieht effektive Gesundheitsförderung aus", freut sich Mottl-Link. Sie ist Amtsärztin in Mannheim und weiß: "Aus dem Thema haben wir Ärzte uns bisher viel zu lange herausgehalten." Dass ihr Buch so ein Erfolg ist, freut sie besonders. Zwar wurde es speziell für Vorschulkinder geschrieben, mittlerweile kommt es aber bei jeder Altersgruppe gut an.
Zum Schluss gibt es für die Vorschüler noch Tipps: Dass Spritzen sein müssen, wissen alle. Dass sie aber nicht wehtun müssen, zeigt Mottl-Link mit dem Wackelpudding-Trick. Fühlt sich der Oberarm wie ein Pudding an, ist der Muskel entspannt, der Piks kaum zu spüren.
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